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Der Wiehbrunnen

Der sagenumwobenste Ort der Flur Großkromsdorf ist der Wieh- oder Weihbrunnen (auch Wyborn), der sich unweit der Ilm am westlichsten Ende der Flur befindet. Urkundlich wird er das erste Mal 1496 unter dem Namen Weheborn erwähnt. Wahrscheinlich hängt der Name dieses Brunnens mit "weihen" zusammen, was ja auch beim Webicht der Fall sein soll, das in alten Urkunden als Wybick, Weybick und Wehbic (bezeichnet wird). Daraus ist zu schließen, daß dieser Brunnen nach der Vertreibung der Sorben-Wenden von den Bewohnern jener Gegend "geweihet" wurde. Von diesem Orte gibt es mehrere Sagen.

Die erste Sage betitelt sich "die gute Pastorstochter" und hat folgenden Inhalt (nach MITZSCHKE): "Zwischen Tiefurt und Großkromsdorf befindet sich eine Quelle, die den Namen Weihborn oder Wihbrunnen führt und fast ohne Lauf sogleich in die Ilm fällt. Dort ist es nicht geheuer, man sieht oft Lichter dort brennen, hört Wehklagen und Wimmern, und viele Leute sind an dieser Stelle schon irre geführt worden. An einem Markttage in der Dämmerstunde gingen zwei Bauernfrauen von Weimar zurück nach Großkromsdorf. Da sahen sie an dieser Quelle ein wunderschönes Kind von etwa anderthalb Jahren sitze n. Sie fragten das Kind aus, aber es redete unverständlich, und sie konnten nichts von ihm erfahre n. Weil es aber schon dunkel wurde und niemand zu sehen war, dem das Kind gehörte, so nahmen es die Frauen mit und übergaben es ihrem bejahrten Ortsgeistlichen, der mit seiner Frau in kinderloser Ehe lebte. Gern gewährte dieser dem Kindlein Aufnahme und war, da sich keine Angehörigen meldeten fortab auf eine gute Erziehung des Kindes bedacht. Merkwürdig war es, daß das kleine Mädchen besonders gern im Wasser spielte und patschte, ohne daß ihm ein Leid geschah. Fiel es auch einmal in den Dorfteich oder gar in die Ilm, immer trugen es die Wellen sanft ans Ufer, und munter sprang es wieder fort. An den hohen Festen Weihnachten, Ostern, Pfingsten und am Michaelistag bekam das Kind jedesmal in der Nacht Spielsachen, Kleider und Backwerk von einer vornehmen Dame, die in einem weißen Schleier gehüllt war und so schnell wieder verschwand, wie sie erschien. Das Mädchen spielte gern mit den Dorfkindern, unterrichtete sie und war so gut, daß alle Leute sie lieb hatten und nur "die gute Pastorstochter" nannte n. Aus geringem Stande konnte sie nicht sein, daß zeigte ihr Gesicht und Benehme n. Ihren Pflegeeltern war sie stets folgsam, nur wenn sie beim Ausgehen mit ihnen am Weihborn vorbeikam, achtete sie nicht auf ihre Worte, sondern tanzte allemal um die Quelle herum, als wäre ihr die größte Freude widerfahre n. Nach dem Tode des alten Pfarrers kam das Mädchen zu Verwandten desselben. Dort ließ sie sich in verbotenen Umgang ein und entfloh bald wieder, um ihre Schande zu verbergen und den Leuten keinen Verdruß zu bereite n. Man fand sie am Weihborn wieder. Hier sah sie beständig in das Wasser oder tanzte und hüpfte um die Quelle herum und gebärdete sich dabei, als ob sie mit jemand spräche. Wenn die vorübergehenden Leute sie grüßten, dankte sie stets freundlich. Eines Morgens aber war sie verschwunden und bald darauf fand man im Wasser ein neugeborenes Kind, das nach der Leute Glauben von der guten Pastorstochter herrührte. In den Fasten und in der Adventszeit ließ sich dann jahrelang an der Quelle Wehklagen und Wimmern hören, und eine Lichtgestalt ging dort auf und ab. Kam aber jemand in die Nähe der Quelle, so ward er irre geführt, auch glaubte man noch lange Zeit, daß böse Menschen dort Strafe erhielten, und die Leute in der Umgegend, die auf krummen Wegen gingen und kein reines Herz hatten, mieden meist den Ort."


Vom Weihborn erzählt man noch eine andere Sage:
"Es lebte einmal in Großkromsdorf ein roher schlechter Mensch, der weder das dritte und vierte, noch das siebente und achte Gebot kannte. Des Sonntags lief er schon früh in die Schenke und spottete der Kirchgänger. Er mißhandelte seine Eltern und stahl, wo er etwas stehlen konnte. Einige seiner Bekannten hatte er durch falsche Beschuldigungen und ungerechte Aussagen um Geld und gut oder sonst ins Verderben gebracht. An einem Wintertage war dieser Bösewicht in Tiefurt gewesen und wollte abends nach seinem Heimatsorte zurückgehen. Als er am Weihborn vorüberkam, mußte er plötzlich wie angewurzelt stehen bleiben denn weder vorwärts noch rückwärts konnte er einen Fuß bewegen. Da fiel ihm ein, daß dies der Platz sei, wo die Bösen verderben, und er stieß nun gottlose Flüche und Verwünschungen aus, rief auch um Hilfe, so laut er konnte. Einige Bauern hörten ihn wohl und liefen herzu, eilten aber vor Schrecken und Angst zurück und ließen ihn in seiner Not stecken. Am nächsten morgen fand man ihn tot an der Stelle, und das Blut strömte ihm noch aus Mund und Nase, als sei er eben erst erwürgt worden. Rings um ihn herum war der Schnee festgetreten wie ein Tanzboden."


Ferner berichtet man noch eine andere Sage von diesem Orte:
"Ein Mädchen, das in Hoffnung war, ging eines Abends von Großkromsdorf nach Tiefurt zu einer Freundin auf Besuch. Da sie aber die Nacht über nicht zurückkehrte, machten sich am anderen morgen die Angehörigen auf, sie zu suchen. Da fanden sie zuerst ihren Hut, nicht weit davon ihre Schürze und am Weihborn das Mädchen selbst als Leiche, aber so zerfetzt und zerrissen, daß man sie kaum wieder erkannte. Neben ihr lag das tote Kind."


Eine noch andere Sage, die aber nicht den Wihbrunnen betrifft, ist folgende Geschichte:
"Vor Jahrhunderten soll zu Großkromsdorf in einem Gasthause, dessen Mauern so verschwunden sind, daß man die eigentliche Stelle gar nicht mehr weiß, eine junge Haushälterin gelebt haben, die den Gästen öfters Lieder zur Unterhaltung vorsang. Als sie wieder einmal ein Lied zu Ende gesungen hatte, fiel sie tot um, und die herzu springenden Gäste fanden, daß sie nur ein überkleidetes Totengerippe war."

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