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Großkromsdorf in Kriegszeiten

n. Da ist es nun leicht erklärlich, daß z.B. damals ein Scheffel Weizen 36 Gulden, ein Scheffel Korn 32 Gulden, ein Scheffel Gerste 26 Gulden und ein Scheffel Hafer 20 Gulden kostete. Für eine Kuh wurde 200 Gulden und für ein Pferd von mittlerer Güte 3500 Gulden bezahlt.


Auch der 7jährige Krieg ist nicht spurlos an Großkromsdorf vorübergegangen. Das erste Jahr (1756) berührte den hiesigen Ort und Gegend nicht, aber im zweiten trafen schon Einquartierungen hierein. Die erste erfolgte am 9. September und zwar waren es französische Grenadiere. Die Hauptleute legten sich in die hiesige Pfarrei. Am 10. brachen sie wieder auf, weil sie Nachricht von dem Anrücken der preußischen Armee erhalten hatten. In aller Eile marschierten (sie) nach Erfurt weiter. Sie hatten die Absicht, 4 Tage hier zu verbringen. Den 7. Oktober, abends gegen 8 Uhr, kam ein französischer Offizier hier an und erklärte, in der hiesigen Pfarrei für 30 Mann Quartier zu machen. Weil aber der Raum zu klein war, begab er sich ins fürstliche Schloß, in welches sich gegen 10 Uhr eine Horde räuberischen Volkes von 300 Mann einlegte. Die Mannschaften suchten sich im Gewächshaus und im Schloßhofe eine Unterkunft, während die Hauptleute die Räume des Schlosses in Anspruch nahmen. Durch diese Horde wurde der Ort in großen Schrecken versetzt. Dieses räuberische Gesindel hatte seit dem 6. früh vor Schöndorf gelegen und daselbst, sowohl auch hier, schreckliche Gewalttätigkeiten ausgeübt. Die Türen an den Häusern wurden aufgeschlagen und Töpfe, Schüsseln und anderes Küchengerät daraus gestohlen. Hier setzten sie nun die Grausamkeiten fort und raubten, was sie konnten, ruinierten, was sie fanden; erbrachen die Häuser, durchsuchten dieselben und führten sich unmenschlich auf. Einen schlechten Zug der französischen Manneszucht bewiesen sie unter anderen dadurch, daß einige von dieser Rotte eine dem jüngsten Sohn des hiesigen Pachters gehörige Lade gewaltsam erbrachen. Sie nahmen daraus 40 Thaler Geld samt den darin befindlichen Kleidungsstücken mit fort. Da der Pachter bei dem Anführer Klage darüber erhob, förderte die angestellte Untersuchung nur 10 Thaler wieder zum Vorschein. Ein großes Glück für den hiesigen Ort war es, daß am 8., gegen Mittag, diese Kolonne wieder abzog und zwar auf erhaltenen Befehl nach Erfurt. An diesem Tage wurde auch die Stadt Weimar von der inner- und außerhalb ihr liegenden Armee völlig erlöst. Dieselbe zählte 11.000 Mann. Obgleich das Dörfchen 2 Jahre nichts vom Kriege sah, so kam doch im Juli 1759 ein Unheil über den hiesigen Ort. Es rückten nämlich den 20. dieses Monats 2.000 Mann von der Reichs-Armee von Ilmenau kommend nach Weimar. Diese schlugen vor der Stadt ein Lager auf und mußten von der Bürgerschaft mit Proviant und Fourage versehen werden. Diesem Trupp folgte darauf die ganze Reichsarmee, welche sich bei Weimar sammelte und in mehreren Kolonnen über Naumburg nach Sachsen aufbrach. Im August desselben Jahres trafen 200 Mann hier ein. Es waren Husaren und Kroaten. Letztere wurden einquartiert und blieben 14 Tage hier, um dann nach Umpferstedt abzugehen. Am 19. Dezember ging ein ganzes Korps durch Weimar und die Umgegend, wovon 126 Mann hier blieben und am 20. nach Jena aufbrachen. Im Jahre 1760, den 10. September, rückte das Lazarett von dem Korps Ihrer Durchlaucht des Herzogs von Württemberg in Großkromsdorf ein. Von demselben starb am 12. ein Mann, der dann den 13., nach 5 Uhr abends, auf dem hiesigen Gottesacker beerdigt (wurde). Dieses Lazarett verblieb im Orte bis auf den 14. September und kam von hier nach Wickerstedt. Den 6. November kamen 100 Mann Kavallerie von dem Hochfürstl. Württembergischen Korps hier ein. Die Offiziere legten sich in das Schloß und in die Mahlmühle und verschonten diesmal die Pfarrei. Das Korps außer einiger Reiterei, die in den nächsten Dörfern lag, versammelte sich in Weimar und bezog ein Lager auf dem Gelmerodaer Berge. Die nächsten Tage brachen diese Truppen, sowohl aus dem Lager bei Weimar als auch von hier auf und marschierten gegen Erfurt. In den noch folgenden Jahren blieb die hiesige Gegend vom Kriege gänzlich unberührt.


Auch das Kriegsjahr 1866, wo Österreich von Preußen bei Königgrätz vollständig geschlagen und aus dem Deutschen Bunde geworfen wurde, ist ebenfalls nicht spurlos an dem Dorfe vorübergegangen. Der Ettersberg wie auch die Residenzstadt Weimar war von preußischen Truppen besetzt. Diesen fiel die Aufgabe zu, die Hannoveraner nicht nach dem Süden durchzulassen. Eines Tages nun kamen einige von der Wache des Ettersberges in das Dorf und baten sich sehr bescheiden ein Abendbrot aus, welches ihnen auch freudig gereicht wurde.


Im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 kam zwar der Feind nicht in unser Heimatland, aber dafür mußten die wehrfähigen Männer und Jünglinge aus allen Gauen Deutschlands ihn mit zu erringen helfen. Aus Großkromsdorf zogen aus:

  • Vater; Karl Ernst Ludwig Oskar, geb. 1840. Als Bahnwärter verwandt im feindlichen Lande, aber vielen Gefahren und Kämpfen ausgesetzt.
  • Taubeneck; Heinrich Adam, geb. 1845. Blieb wahrscheinlich schon am 6. Aug. 1870 in der Schlacht bei Wörth, ward wenigstens seitdem vermißt.
  • Vater; Christian Emil Eugenius, geb. 1845. Bruder des Erwähnten. Bei der III. Armee. Kämpfe an der Loire.
  • Koch; Christian Friedrich Karl, geb. 1847. Später ausgezogen. Bei der Nordarmee.
  • Zauche; Johann Karl Gottlieb, geb. 1847. Bei Artillerie. Belagerung von Straßburg, dann von Paris.
  • Magdlung; Karl Theodor, geb. 1848. Musikus bei den Sachsen.
  • Magdlung; August Ludwig, geb. 1848. Zwillingsbruder des vorigen. Bei der III. Armee. Kämpfe an der Loire.
  • Kühn; August Theodor, geb. 1848. Bei der III. Armee. Kämpfe an der Loire.
  • Zauche; Ludwig Albert Theodor August, geb. 1849. Kam zum Ersatz zur Besetzung des Rheins; der einzige, der nicht über die Grenze vor den Feind gekommen.

 

Von diesen 9 Kriegern bekam nur Oskar Vater (unter 1.) das "Eiserne Kreuz". Außer Taubeneck sind alle gesund wieder gekommen. Nur Zauche (unter 5.) wurde verwundet und vor Paris geheilt. Zum ersten Male trat die Feldpost in Tätigkeit, die Rückkehr der Krieger geschah allmählich; die am ersten ausgezogen waren, kamen auch eher wieder als die Ersatztruppen. Das Friedensfest fand am 18. Juli statt. In einer Nachfeier wurde ein Platz für eine Friedenseiche bestimmt, welcher vor der Kirche war. Die Eiche wurde dann am Reformationsfeste, dem 31. Oktober 1871, mit angemessener Feierlichkeit gepflanzt. [1] Die Empfangsfeier der hiesigen Krieger war Montag den 2. Oktober; der feierliche Einzug in Weimar Donnerstag den 28. September.

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