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Zum Geleit

Just am 7. Oktober 2000, dem ehem. Nationalfeiertag der 1990 untergegangen Deutschen Demokratischen Republik, nahm ich telefonisch Kontakt zu Herrn Wolfgang Kaufmann auf. Er hatte drei Tage zuvor in der Gemeindeverwaltung angerufen, da er von den umfangreichen Aktivitäten in Kromsdorf anläßlich des 850. Jubiläums der urkundlichen Ersterwähnung des Ortes sehr angetan war und bei ihm als ehemaligen Einwohner von Kromsdorf viele Erinnerungen wach wurden. Zudem verfüge er über einige historische Dokumente, die er der Gemeinde zueignen wollte. Noch am Nachmittag dieses verregneten Herbsttages trafen wir uns in der Külzstraße 33 in Weimar zu einem sehr interessanten Gespräch, in dessen Anschluss ich in Form einer Schenkung wertvolles historisches Material für die Ortschronik entgegennehmen durfte.
 
Es stellte sich heraus, dass Herr Kaufmann noch in Kromsdorf geboren wurde und sein Vater Rudolf Kaufmann (1901-1944) in der Schulzeit Heimatbelege wie Lebensmittel- und Kleidermarken, Kriegsanleihscheine, Aufrufe des Kaiserreiches und der Parteien zum 1. Weltkrieg u. a. gesammelt hatte. Einen direkten Zugriff zu diesen Zeitdokumenten hatte Rudolf Kaufmann damals wiederum durch seinen Vater Karl Kaufmann, der von 1909 bis 1918 Bürgermeister der Gemeinde Großkromsdorf gewesen war. Von diesem war außerdem noch das "Steuersäckel" erhalten geblieben, in welchem er die Steuerabgaben der Bauern persönlich und zu Fuß zur Großherzoglichen Schatulle (an der Stelle des heutigen Dorint-Hotels am Beethovenplatz in Weimar gelegen) brachte. Rudolf Kaufmann wurde später Lehrer und hatte als Referatsarbeit sein schon 1917 begonnenes, im folgenden Text nun erstmals abgedrucktes Manuskript (im Original 104 Seiten) verfaßt. Als Vorlage diente ihm dabei offensichtlich die heute verschollene handschriftliche Chronik über Großkromsdorf von Pfarrer Hübschmann aus den späten 70er Jahren des 19. Jh. Bereits bevor die Familie Kaufmann 1937 nach Weimar verzogen war (Karl Kaufmann hatte sich nach einem Unfall der Amputation des linken Unterarmes unterziehen müssen, konnte seinen Hof in der Dorfstraße 14 nicht mehr bewirtschaften und diesen an Otto Vollhardt verkauft), fand Rudolf Kaufmann eine Anstellung als Lehrer in Pfuhlsborn bei Apolda. Als gereifter Mann im II. Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen, weigerte er sich 1944 mutig, den sinnlosen Kampf fortzuführen, wurde daraufhin vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sein Name wird nun auch auf dem neu gestalteten Gefallenendenkmal in Kromsdorf-Nord ein ehrendes Andenken finden!
 
All die genannten Unterlagen und noch andere Archivalien der Familie Kaufmann übergab Wolfgang Kaufmann nun zur ständigen Verwahrung an die Ortschronik Kromsdorf. Sie waren teilweise in der historischen Dauerausstellung im 1. Stock von Schloß Kromsdorf zu sehen, andererseits sollte mit einer Verspätung von über 70 Jahren in dem vorliegenden Jubiläumsheft anläßlich der urkundlichen Ersterwähnung unseres Heimatortes die von Rudolf Kaufmann zusammengestellte "Geschichte von Großkromsdorf" nun endlich veröffentlicht und damit einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht werden - sicher auch im Sinne des Verfassers, dem damit späte Ehre zuteil wird.
 
Gunter Braniek

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